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Die US PGA Tour in Zeiten des POWER GAME

Zur Verteidigung moderner Technologie

von Wally Uihlein

Wenn man dieses Jahr die Medien verfolgt, hat man das Gefühl, dass das kraftvolle "Power Game", wie es in jüngster Zeit von einigen der Tour-Spielern demonstriert wird, das professionelle Golf an den Rand des Ruins treibt. 

Beinahe jedes Medium hat momentan die gleiche Botschaft: Das "Power Game" hat die PGA Tour erreicht, die Welt des Profi-Golfs ist nicht mehr, was sie einmal war, die Schäden wären irreparabel, der Tag des Jüngsten Gerichts nicht weit.

Offensichtlich irreparable Schäden?
Die PGA-Tour ist heute eine der erfolgreichsten Unternehmungen: Die Spieler wetteifern um mehr Geld, es fließt mehr Geld in wohltätige Zwecke, und die Spieler selbst zahlen mehr Steuern. Das klingt eigentlich ganz nach einer Situation, bei der jeder nur gewinnt - einer  "Win-Win-Win-Situation".

Okay, etwas geht doch vor sich...

Na schön, aber "etwas" passiert bereits seit geraumer Zeit, und es betrifft die Erhöhung der Drivelängen ...

Das professionelle Golf hat kürzlich folgende Änderungen gesehen:
(a) In der Fitness und Kondition der Spieler; (b) in den Platzbedingungen,
(c) in Golfschlägern und (d) in Golfbällen.

In der Hierarchie dessen, was wie stark zur verbesserten Leistung des auf dem Platz dargebotenen Spiels beigetragen hat, drängt sich folgende Reihenfolge auf:

Die Variable mit dem stärksten Einfluss:  Der  Spieler.
Zweitstärkster Einflussfaktor:                  Der Golfschläger.
Drittstärkster Einflussfaktor:                    Der Golfball.

Diese Gruppe von Einflussfaktoren wurde mehrfach von allen Seiten betrachtet, um ein Ursache-/Wirkungs-Prinzip zu erkennen, wie es beispielsweise Platzzustand oder Wetterbedingungen sind, die natürlich Woche für Woche die Driveergebnisse beeinflussen und Schwankung bedingen.

Der Spieler und sein Rolle im "Power Game"

Erste Anzeichen dafür, dass Kraft - Power - ein Faktor im Golfspiel war, sah man an Golfern wie Greg Norman und Nick Faldo, die ihre Körper ebenso trainierten wie ihr Spiel, ganz nach der Prämisse, dass Athletik ebenso wichtig sei wie Koordination und Gefühl. Dies kündigte bereits an, wie professionelles Golf künftig aussehen würde.

Heute können die Spieler den Schläger auf 115 - 120mph und mehr beschleunigen, lassen den Ball hoch starten, geben ihm wenig Spin, und schlagen ihn weit. Es ist kein Zufall, dass viele dieser "Bomber" die Größten,  Stärksten, Fittesten und am besten Vorbereiteten sind.

Derzeit ist die Elite der athletischen Spieler in der Minderzahl. Wenn sie gut spielen und ihre Kraft, Stärke und Fitness voll ausschöpfen, dann sind sie schwer zu schlagen.

Buzz Taylor sagte schon in seiner Antrittsrede 1998, als er Präsident der USGA wurde, voraus, dass das Power Game wohl sehr wahrscheinlich die Zukunft des professionellen Golfs sein würde.

Die Realität leugnen

Wenn eine Minderheit Veränderungen herbeiführt, fühlen sich viele der Mehrheit oft bedroht. Und heute sind viele Spieler von dem bedroht, was einige als das Paradies der "Bomber" ansehen. Statt Größe, Fitness, Stärke und Vorbereitung als die eigentlichen Wurzeln des Power Game anzuerkennen, die wesentlich zu dessen heutiger Ausprägung beigetragen haben, wird die Schuld für die zunehmende Leistungskluft zwischen den Bombern und Nichtbombern moderner Ausrüstungstechnik gegeben.

Tests mit Hunderten von professionellen Spielern zeigen, dass diese Schuldzuweisung fehlgeleitet und irrig ist. Hauptgrund und gleichzeitig Erklärung für das Eintreffen des Power Games ist der athletische Spieler selbst.
Problematisch aber in diesem Zusammenhang sind die "Weltuntergangstheoretiker", die emotional Lösungen fördern, die diesen Punkt kaum tangieren.

Warum zwei Regelsätze ("Bifurkation") nicht die Antwort sind

Es ist weltfremd zu glauben, mit zwei unterschiedlichen Regelsätzen für Ausrüstung, einer Regel für die Professionals und einer für das Amateurspiel, würde die Geschichte wieder zurecht gerückt.

Auf die Spitze getrieben wäre der Vorschlag sehr ähnlich wie im Major League-Baseball: Tour Spieler würden mit Holz-Hölzern und mit leistungsgedrosselten Bällen spielen.

Das  Bifurkations-Konzept beinhaltet auch die Absicht, die Golfwelt  wieder einzurenken, indem man einen technischen Rückschritt betreibt, demzufolge die Leistung der Ausrüstung für die Professionals um 10% gemindert würde.

Einige Worte der Warnung und der Erkenntnis

Eine technische Beschneidung um 10% würde Ernie Els weniger ausmachen als David Toms oder Loren Roberts. Els wird weiterhin Par-Fünf-Löcher mit zwei Schlägen erreichen, Toms und Roberts werden es vermutlich nicht. 

Durchschnittl. Drivelänge aktuell                                Um 10% beschnitten
Ernie Els:  304 Yards                                                274 Yards
David Toms:   288 Yards                                          260 Yards
Loren Roberts:   266 Yards                                      240 Yards

Ferner sei jenen, die denken, man könne bei Bällen "einfach etwas Luft rausnehmen", indem man deren Wiederherstellungs-Koeffizienten (COR) weiter limitiert, gesagt, dieses Denken basiert auf mangelnder Information!

Ein Ball mit weniger Geschwindigkeit wird zunächst kürzer und niedriger fliegen. Die Golfballhersteller werden aber mit diesen "langsameren" Bällen arbeiten und deren aerodynamische Eigenschaften verändern und/oder deren Spin- und Flugkurveneigenschaften ändern. Die Spieler hingegen werden auch weiterhin im Durchschnitt größer und stärker werden. Die Driver werden auf die "langsamere" Bälle abgestimmt werden und in nur kurzer Zeit werden die stärkeren Spieler das meiste wenn nicht alles der gerade verlorenen Länge wieder aufgeholt haben; und jene Spieler, die nicht ganz so groß und stark sind, werden am meisten benachteiligt sein.
Da sowohl Spieler als auch Schläger einen größeren Einfluss auf die Schlagweite haben, kann nicht erwartet werden, dass diese Längengewinne über die Golfbälle zunichte gemacht werden.

Schon die Generationen vor uns dachten häufig, wenn Veränderungen eintraten, sei es bei den Spielern, Platzverhältnissen oder Ausrüstungstechnik, dies würde das Ende der Welt bedeuten. Doch das Gegenteil ist der Fall. Das Profi-Golf wächst und gedeiht - weil die jetzt gültigen Regeln, genau richtig sind und auch adäquat, um den Einfluss seitens der Technik zu kontrollieren.

Vielmehr sollten deshab sollten die Fähigkeiten der Spieler höher eingestuft werden. Wo ist hierin der Schaden!  Daher nach allem, ganz im Sinne der Überschrift: … "Die Jungs sind lang und sie sind gut!"